Freitag, 11. Mai 2007

Auf Arbeit

Heute, mal ganz ohne Fotos, nur ein kleiner Bericht von der Arbeit. Einfach auch mal, um die Frage zu beantworten: was macht sie eigentlich in Peru?

Also. Ich soll hier übersetzen. Mein Projekt ist die Diplomarbeit einer deutschen Studentin, die vor mir hier war und deren Thema "Einschätzung der Möglichkeiten der Nutzung peruanischer Wärmequellen im Bereich niederer Temperaturen von höchstens 200ºC für Kühlanlagen" war. Diese Diplomarbeit habe ich nun vor mir liegen und arbeite jeden Tag an diesem Schinken. Teilweise ist das sehr interessant, manchmal aber auch nicht. Besonders dann, wenn sie über die physikalischen oder chemischen Grundlagen schreibt. So darf ich mich mit Kompressionskälteanlagen, dem Organic Rankine Prozess, Wärmekraftprozessen, vollhalogeniertem FCKW und Chlordifluormethan auseinanderzusetzen ... was jetzt nicht meine Lieblingsthemen sind, ehrlich nicht. Ich hasse Chemie und hab es nicht umsonst in der 10. Klasse abgewählt. Aber nagut. Ich stelle mich dieser Aufgabe und vollzog Luftsprünge im Büro, als ich nach 3 Tagen Recherche endlich herausfand, was Kompressions-, Absorptions-, Adsorptions-, Kaltdampf- und Dampfstrahlkälteanlage auf Spanisch sind. Das ist nämlich gar nicht so einfach, besonders, wenn man "nur" ein Übersetzer ist und der Physikgrundkurs schon lange her ist. Naja, und meine Diplomarbeit schreibe ich dann nach Beenden der Übersetzung, über alle Probleme und Schwierigkeiten, die ich beim Übersetzen gehabt habe.

Neben der Übersetzung bin ich Deutschlehrerin. Jeden Tag um 16 Uhr beginnen 90 Minuten Unterricht. Naja, meist später, da sowieso nie alle pünktlich kommen. Aber das ist ja nicht mein Problem. Ich kann ja deutsch (das sag ich mir immer vor, wenn ich nen kleinen Wutanfall bekomme, weil man mir mal wieder auf der Nase rumtanzen will). Meine Schüler sind aus verschiedenen Altersgruppen, von 17 bis 35, Studenten und Dozenten, insgesamt etwa 20 Leute.
Man muss dazusagen, dass ich noch nie Unterricht gegeben habe und das für mich alles neu ist. Aber ich merkte schnell, dass deutsche Methoden, die ich aus meiner Schulzeit kenne, hier nicht funktionieren. Weil ich anfangs Probleme hatte, besuchte ich den Unterricht peruanischer Dozenten und musste feststellen, dass der peruanische Lehrer ein Vollzeitentertainer ist und seine Schüler nur bei der Stange hält, weil er die ganze Zeit Witze macht. Mir wurde geraten, mich auch so zu verhalten, aber ich habe ganz schnell beschlossen, dass ich das nicht tun werde.
Ich bin halt deutsch und unterrichte auch so. Nun mögen mich meine Schüler nicht mehr so, dafür sitzen sie wie die Einsen fast pünktlich auf ihren Plätzen ... hehe.

Naja ... heute, in einer halben Stunden, gibts die erste Prüfung. Mal sehn, wie das läuft, weil ich mich bisher nur mit "ains, swai, drai, fir, funf ... sigsib, ainusigsib, etc" abgeben musste und es deutliche Ausspracheprobleme gibt. Von der Rechtschreibung fang ich gar nicht erst an. Nach 3 Wochen Unterricht erwartet man eigentlich anderes, aber der gemeine Peruaner ist wohl etwas langsamer und ich übe mich in Geduld, was mir zunehmend schwerer fällt. Aber ich wollte aus gutem Grund nie Lehrer werden, auch wenn "man" meint, ich bin altklug, belehrend und ein Besserwisser und würde mich daher besonders gut als Lehrer machen, stimmt's Vati? *hihi*
Nun gut, das ist die praktische Gelegenheit, um herauszufinden, ob der Abbruch meines Erststudiums eine gute Entscheidung war. Nicht dass ich das nicht längste wüsste, aber hier werde ich nur noch einmal bestätigt.

Jup. Das wars erstmal.

1 Kommentar:

hedo hat gesagt…

das mit dem Nicht-Lehrerin-sein-wollen finde o.k., ich wünsche dir trotzdem viel Erfolg und Spaß bei der "Unterrichts"-Arbeit. Gruß hedo