Sonntag, 22. April 2007
In Characato - Stadtteil Arequipa
Wir, Stefan, Peter und ich, haben uns nicht wirklich wegen des Gottesdienstes für diese Veranstaltung entschlossen. Meine Zusage galt eigentlich dem Angebot, dass es ein Essen in einem typisch arequipeñischen Restaurant, eine Picantería, geben soll und wir eben ein traditionelles Gericht bekommen würden. Dafür mussten wir aber dann auch durch die anderen beiden Programmpunkte. Ok, soooo schlimm war es auch gar nicht, schließlich gehört die tiefe Religiösität zur peruanischen Kultur. Man kann durchaus in einen Gottesdienst gehen und sich über die verschiedene Art der Religionsausübung wundern oder staunen. Zum Beispiel habe ich bisher nirgendwo erlebt, dass die Kirchenmusik von einer Orgel oder einem Chor stammt. Entweder kam sie vom Band bzw. von CD oder sie wurde, wie gestern, von einem einzelnen Menschen an einem Keyboard mit Unterstützung zweier Sängerinnen sowie zwei Lautsprechern produziert. Aber ansonsten sind die Riten während eines Gottesdienstes die gleichen. Und auch wenn man das hallende Spanisch des Priesters nicht komplett versteht, sind die Stellen, wo gebetet, gesungen und aus der Bibel gelesen wird, erkennbar. Auch die Melodie der Lieder ist bekannt.
Die Prozession danach war auch wie erwartet. Der Jesus wurde von den Familienangehörigen unserer Bekannten aus der Kirche getragen, einmal um den Platz vor der Kirche und dann wieder hinein. Und wir beide durften sogar auf den Kirchturm rauf.
Das Essen an sich war in Ordnung. Jeder bekam, was er wollte, und lecker wars auch. Ich aß Rocotto relleno (gefüllte scharfe Paprikaschote) mit Pastel de Papa (fast wie Kartoffelgratin). Die Umstände im Restaurant aber waren wieder einmal gewöhnungsbedürftig. Es war kein Edelresto ... eigentlich nicht mal ein "normales" Resto ... aber das war auch gar nicht so schlimm. Schlimm war das Verhalten der Familienangehörigen. Besonders der Erwachsenen. Es ergab sich, dass 3 Tische ihre Bestellung aufgaben und es sich aber dann ergab, dass zuerst Tisch 1 und dann Tisch 3 bedient wurde. Wir saßen an Tisch 2. Abgesehen von uns begannen die Anwesenden rumzuheulen, sie haben nichts zu essen, man erklärte uns, die Bedienung hier sei extrem schlecht und man ginge nie wieder hierher, das könne ja wohl auch nicht sein, dass Tisch 3 das Essen bekommt und wir nicht. Ich mein, ok, Hunger hatte ich auch. Aber etwas Geduld wäre auch nicht verkehrt...schließlich haben wir nicht mal 15 Minuten warten müssen, bis sie nach der Bestellung anfingen zu servieren. Das klingt nicht so spektakulär und der Leser wird sich wundern, warum ich die Story hier beschreibe, aber leider musste ich beobachten, dass sich peruanische Erwachsene selten wie Erwachsene verhalten. Sie jammern rum, schwärzen sich gegenseitig an, spielen sich gegenseitig aus, verpetzen einander und .... beschimpfen das arme Mädel, die heute im Restaurant mit bedienen dran war. Selbst an der Uni komme ich mir vor wie im Kindergarten.
Aber nagut. Mehr gibts zur Episode nicht zu erzählen, aber dafür habe ich letzte Woche eine neue Aktivität begonnen. Ich nehme jetzt Guitarrenunterricht. Letzten Montag habe ich die ersten beiden Akkorde gezeigt bekommen und am Donnerstag habe ich mir meine erste eigene Guitarre gekauft =) Da ich schon immer den Wunsch hatte, mal ein Instrument zu spielen und das in Deutschland meist mit einigen Kosten verbunden ist (und man sich nicht mal eben ne Guitarre kauft), habe ich die Gelegenheit genutzt, da mich das gute Stück nicht mal 20 Euronen gekostet hat. Nun hoffe ich nur noch, dass ich sie heile von Peru nach Deutschland bekomme. Juuuuuhhhhhiiiiiiiii ... ich kann schon La Mayor und Mi Menor ... da ist, ähh ... F-Dur und E-Mol ... oder so. Mit der Präsenz meines neuen Spielzeugs bei uns im Haus wurde aber plötzlich bekannt, dass einige unserer Mitbewohner über dieses Können bereits verfügen und ich somit auch zu Hause dazulernen kann. Und nicht nur das: Guitarre spielen ist auch eine hervorragende Abwechslung zu Zeiten, wo man nichts zu tun hat und mal keine Los Simpsons kommen. Wie man hier sehen kann, mein neues Spielzeug - Zustand: okkupiert
(Man beachte den ernsten, konzentrierten Gesichtsausdruck als Zeichen der unendlich großen Spielleidenschaft *kicher*)
Mittwoch, 18. April 2007
In ... zu Hause
Dieses Wochenende ist nicht allzuviel passiert. Wir waren einkaufen, haben wieder nen Markt erkundet, dieses Mal in einer Gegend, die weniger, eigentlich gar nicht, touristisch war und ich dann schon Gänsehaut bekam, als das mit dem Angestarrt-Werden gar nicht mehr aufhörte. Aber ich war ja auch in Begleitung und mein Lieblingsliebster hatte beschlossen, wir wollen da jetzt hin. Und das, obwohl er sich schon gruselt, wenn er daran denkt, dass er sich beim Zähneputzen den Mund mit Leitungswasser spülen muss (sorry, ich konnt nicht widerstehen *grins*).
Dann hab ich mir noch ein Handy gekauft, um endlich auch erreichbar zu sein.
Montag (16.04.) hatt ich beschlossen, dass heute der Tag ist, wo ich wieder mit dem Fitness-Studio (es gibt leider kein sz auf der Tastatur) beginnen kann und wählte aus Mangel an Alternativen den TaeBo-Kurs.
Dienstag passierte auch nichts aussergewöhnliches, dafür fand unser Stammtisch statt, dieses Mal beim Schweden. Die Anwesenden begrenzten sich dieses Mal nicht nur auf unsere Wenigkeiten vom letzten Mal, sondern es schlossen sich ein Dozent der UAP, eine Grundschullehrer-Absolventin und weitere BWL-Studentinnen an. Irgendwann kamen noch zwei Dozenten der UAP dazu, aber die gehörten zu der Clique, die das Prinzip "Deutsch Stammtisch" nicht begriffen hatten. Heute (Mittwoch) hat sich die eine bei mir beschwert, sie hätte nichts verstanden. Kein Wunder, wenn man kein Deutsch spricht. Infos zum Stammtisch findet man übrigens hier.
Und heute, der Tag ist zwar noch nicht zu Ende, hab ich meine erste Stunden Guitarren-Unterricht gehabt. Nu brauch ich nur noch ne Guitarre =)
Tja, soviel dazu. Mehr jibbet imMoment nicht.
Saludos de Arequipa
Dienstag, 10. April 2007
Im Haus von (UAP-Coordinadora) Carmen
Das ganze begann mit einer Einladung bereits genannter Coordinadora Carmen(der deutschen Studenten in Peru) zum typischen peruanischen Ostersonntagsessen. Nicht schlecht, wenn man sowieso nichts anderes vorhat und mal eben ganz peruanisch Ostern zelebrieren will. Also standen wir brav, der deutschen Menthalität entsprechend, pünktlich vor Carmens Tür und wurden sogleich zum bereits vorbereiteten Tisch geführt. Der war gut gedeckt, mit einer typischen Vorspeise: palta rellena (gefüllte Avocado). Sah lecker aus, schmeckte lecker. Wir freuten uns alle, dass es etwas gab, was wir ohne zu lügen gerne aßen, und erwarteten den nächsten Gang: die Ostersuppe. Uns wurde erklärt, die Ostersuppe ist eine Suppe mit 7 verschiedenen Fleischsorten (mal sehen, ob ich sie noch zusammenkriege: Schweinefleisch, Hühnchen, Kuheuter, Kuhfuß – ja, richtig gelesen, Zunge, Rindfleisch … fehlt noch eins, egal). Unsere Ostersuppe bestand zum Glück nur aus Hühnchen und Schweinefleisch plus 3 Sorten Kartoffeln. Eine war Yuca (die fritiert besser schmeckt), die andere wie normale Kartoffel eben und die dritte sah aus und schmeckte wie deutsche Klöße. Dazu ein wenig Mais, Reis und eben Brühe mit frischem Zitronengras. Sehr lecker, ein Augen- und ein Zungenschmaus.
Als Nachtisch gab es Dosenpfirsiche und selbstgemachte Chicha (Saft aus rotem Mais).
Wieder zu Hause ging ich ganz schnell ins Bett, um dann gegen Mitternacht mit ganz besonders unwohl zu fühlen.
Die Nacht ward nicht besser und der nächste Morgen auch nicht. Und das, wo ich besonders früh aufstehen mußte, um ein wichtiges Gespräch zu dolmetschen. Danach bat ich, wieder nach Hause zu dürfen und verbrachte auch tatsächlich den ganzen Tag halb schlafend im Bett. Ich hatte sogar eine Mitstreiterin, der es ähnlich ging und am Ende des Tages erfuhr ich, dass auch die anderen so einige digestive Probleme hatten. Nichts für ungut, am nächsten Tag drückte nur noch der Bauch ein wenig, die 5 Tassen Mate digestivo (Verdauungstee) am Abend vorher hatten wohl das getan, wofür sie bestimmt waren.
Fazit: Ostersuppe gut und schön. Zum Glück gibt’s die nur einmal im Jahr =)
Nachtrag gestern (Donnerstag 10.04.)
Wir haben heute zum ersten Mal unseren deutschen Stammtisch realisiert. In Arequipa, im Irish Pub. Gut. Man könnte sich jetzt fragen, warum ausgrechnet ein deutscher Stammtisch im Irish Pub in Peru, aber das geht genauso gut wie der spanische Stammtisch beim Italiener in Magdeburg. So begannen wir den Abend um 21 Uhr zu dritt, waren schnell zu viert, dann ... naja, mehr halt. Und die Anwesenden setzten sich zusammen aus Teilen unserer WG, einer bis dahin unbekannten deutschen Sozialpädagogikstudentin aus Freiburg und einer Französin aus Paris. Sehr schön. Ein gutes Zeichen dafür, dass es ein gelungener Abend wurde, war, dass wir gegen 1 Uhr nachts aus dem Pub gebeten wurden.
Nachtrag heute (Mittwoch 11.04.)
Heute hatte ich einen wunderschönen Tag. Ok, aufstehen ist immer noch nicht meine Lieblingsbeschäftigung, besonders nicht um 7 Uhr, aber is dann so.
Kurz nach 8 Uhr war ich dann auf Arbeit und entwarf die Ankündigung für unseren deutschen Stammtisch, bearbeitete Mails, chattete ein wenig, hörte mir noch die Erklärungen eines Profs zu seinem Vortrag an, den ich am Freitag dolmetschen muss und ging dann 12 Uhr zur offiziellen Geburtstagsfeier des Rektors. Diese wurde auf dem Campus, in einem Zelt, mit Häppchen und Getränken (nein, nur Saft, nichts anderes), Showeinlagen, Reden und viel Gesinge begangen. Danach wollte ich eigentlich zurück ins Büro, allerdings wurden alle zum Essen in das Restaurant "Tradición Arequipeña" eingeladen. Dort blieben wir dann bis abends, hatten gut gegessen, getrunken und getanzt. Der Rektor ließ es sich nicht nehmen, mit allen anwesenden Damen zu tanzen. Respekt. Er müßte irgendwas in die 70 Jahre alt sein. Tjoa ... an solche Arbeitstage kann man sich gewöhnen. =)
Samstag, 7. April 2007
In Yura
So. Und nun ist bald Mittagessen angesagt … man kocht für uns: Causa rellena … eine Schicht Kartoffelbrei, ein paar Scheiben Tomaten drauf, eine Schicht Geflügelsalat und/oder Thunfischsalat, ein paar Scheiben Avocado und abschließend wieder eine Schicht Kartoffelbrei … hab ich bereits im Resto gegessen und kann das nur weiter empfehlen. Bon Appetit.
In Arequipa - Umgebung
In La Punta - Camaná
Letztes Wochenende (31.03.-01.04.) sind wir (Oscar + Freundin Ursula sowie wir Deutschen: Andre, Peter und ich) nach La Punta – Camaná gefahren. Ein Strandwochenende. Oscar hat nen Freund, der hat Eltern (wirklich!) und diese eine Strandhaus … toll, wa? In diesem Strandhaus waren wir dann kostenfrei untergebracht. Tja, was soll ich groß sagen … es gab ein Meer, genauer gesagt den Pazifik (dieser ist verdammt kalt), viel Sonne, Strand, rote Krebse, sooooooooooooooo viele Möwen … und eben uns.
Bei Beginn des Ausflugs wurden wir am Busbahnhof von einem „amerikanische Limousinen“-Besitzer abgefangen, mit dem Angebot, uns nach La Punta zu fahren. Nach etwa 2 Stunden halsbrecherischer, risikoreicher und absolut gefährlicher Fahrt durch die Berge kamen wir tatsächlich gesund und munter an und konnten ab dann den (leeren) Strand genießen. Am späten Nachmittag hatten wir dann auch genug und wir gingen uns was zu essen suchen. Eigentlich wollten wir in ein Restaurant, aber da La Punta nur ein Strandvorort (von Camaná) ist und die Strandsaison bereits vorbei ist, war es absolut duster, verlassen und es gab … na? Natürlich: nichts. Wie das in einem Geisterdorf so üblich ist. Außer bellende Hunde. Nagut, einige verließ die gute Laune, aber es blieb uns eh nichts anderes übrig, als wieder zum Haus zu gehen und das beste daraus zu machen. Eigentlich waren wir schon durch Wein und Bier reichlich müde, aber wir ließen es uns nicht nehmen, nochmal an den Strand zu gehen, Lagerfeuer zu machen, Pisco (die peruanische Variante von Grappa) zu trinken und uns an der von Oscar fabrizierten Gitarrenmusik zu erfreuen.
Gut, der nächste Morgen war für mich nicht der schönste, aber Dank der Reiseapotheke von Andre ging es auch mir bald wieder gut. Tja, dann nochmal an den Strand und irgendwann ins Zentrum nach Camaná, um dort Eis und Burger zu essen. Und das wars auch schon … die Fahrt mit dem selben „amerikanische Limousinen“-Besitzer, genauso „schön“, wie am Vortag, haben wir auch überstanden und sind trotz anderer Erwartungen heil zu Hause angekommen.