Dienstag, 27. März 2007

Abends im Stadtzentrum

Seit geraumer Zeit beobachte ich die Schuhputzer hier in der Stadt und warf bisher nur einen traurigen Blick auf meine unter Staub und fehlender Pflege leidenden Lederschuhe.
Aber heute war ich spontan!
Und das Endergebnis möchte ich euch nicht vorenthalten:

So geglänzt haben diese Schuhe nicht mal beim Kauf vor 5 Jahren.

Und nun noch eine kleine Untersuchung

Zeitpunkt: Gestern. 22:00 Uhr.
Ort: auf dem Bett liegend, einen Film sehend
Objekt der Untersuchung: Riesen
Dauer: max. 10 Minuten
Ergebnis:

Schlussfolgerung: Auch an Orten in 2.300 Meter Höhe verdunsten süße Inhalte aus gerade eben geöffneten Verpackungen

Freitag, 23. März 2007

In Tacna

Lang langs ists her und deshalb werde ich mal wieder Neues verbreiten.

Also. Letztes Wochenende war ich in Tacna. Das ist eine Stadt im Süden von Peru, nur 6 Busstunden von Arequipa und nur 30 Km von der chilenischen Grenze entfernt. Hier ist es auch viel wärmer als bei uns. Der Grund der Reise war eine Einladung des Vizerektors der Uni Alas Peruanas an die deutschen Professoren. Da diese kein Spanisch und der Herr Vizerektor nur leidlich Englisch sprechen, wurde ich als Dolmetscher gleich miteingesackt. Einerseits: toll! Ein super Hotelzimmer im Zentrum der Stadt, gute Restaurants und Ausflüge ... ohne finanzielle Eigenbeteiligung. Andererseits: Hmpf! 3 Tage Dauereinsatz als Dolmetscher. Und das, obwohl just in dem Moment, wo der Flieger meines Lieblingsliebsten den Boden Arequipas berührt, ich in den Bus steige und die Stadt verlasse. Und von essen kann nicht wirklich die Rede sein, da es keiner der Anwesenden schafft, auch nur mal für 5 Minuten die Klappe zu halten, so dass ich mal die Chance bekommen, die Gabel Richtung Mund zu führen. Nun gut. Ist dann so.
Das ganze sah dann so aus.
Bunte Berge auf dem Weg nach Tacna (die rötliche Färbung entsteht durch Eisen- und andere Metallvorkommen; später gab es das auch in grün, gelb und sogar blau - wegen Lapislazuli) ...

... und bunte Plätze in der Stadt ...
Am Samstag dieses Wochenendes waren wir den ganzen Tag lang richtig beschäftig. U.a. Gespräche mit dem Bürgermeister (über neue Forschungsprojekte in den Bereichen Wasseraufbereitung, Müll und Aufforstung), ein Besuch zukünftiger Bewässerungsgebiete, 90 Minuten lang (zur Mittagszeit) Petroglyphen besichtigen - jap, in der Wüste, bei strahlendem Sonnenschein, ohne vorherige Auskunft, dass man Sonnencreme mitnehmen muss.
Kleine Petroglyphen ...

... grosse Petroglyphen
Sehr gut erkennen kann man hier die Fläche, die ich mir so richtig kräftig verbrennen werde ... mittlerweile tut es auch gar nicht mehr weh, dafür zieht sich überall die Haut ab.
So, dann waren wir noch im Museum zu Ehren des Salpeterkrieges, das ein tolles Denkmal auf dem Museumsgebäude hat ... und das mitten in der Wüste:

Tja, und danach begutachteten wir noch eine Kläranlage, fuhren endlich wieder ins Hotel zurück um daraufhin geschlagene 2 Stunden stehend dem Karnevall der Stadt beizuwohnen:

Nagut. Das haben wir auch irgendwann hinter uns gebracht und sind chinesisch essen gegangen. Ehrlich gesagt: richtig lecker.
Sonntag begann mit Ausschlafen bis um 8 Uhr (WHOW!) und einem Frühstück mit Ausblick über die Stadt. Dann gings zum Touri-Shopping, wo man uns fast beklaute, aber wir waren ja genug Leute, so dass nichts passiert ist.
Gegen 15 Uhr nachmittags bestiegen wir endlich wieder den Bus und es ging heimwärts. Nicht, dass mir die Reise nicht gefallen hat, aber ich wurde ja erwartet und freute mich deshalb, so schnell wie möglich heim zu kommen.

Die ganze letzte Woche (bis heute) war die anstrengendste bisher.
Um es mal kurz zu umreissen:
- Montag 8-18 Uhr Dauerdolmetschen Chemieexperimente
- Dienstag 8-13 Uhr Dauerdolmetschen Chemieexperimente, 16-18 Uhr Einschätzungsgespräch über Chemieexperimente, 20-24 Uhr Dolmetschen Gespräch (Thema: ist eine Zusammenarbeit der beiden Unis überhaupt sinnvoll) des Vizerektors mit den deutschen Profs
- Mittwoch 9-11 Uhr Folgegespräch mit Vizerektor, deutsche Profs + alle Dekane der Uni Alas Peruanas, 11-13 Uhr Gespräch über Verbesserungen der Chemielabore mit der Chemiedekanin ... und dann nahm mich mein Lieblingsliebster mit nach Hause, damit ich endlich mal zur Ruhe komme ... und die Schwindelanfälle wieder aufhören
- Donnerstag 9 - 13 Uhr Dolmetschen einer Vorlesung über Logistik ... gehalten vom Gründer der FH MD-SDL und Gründer der Kaschade-Stiftung Dr. Hans Jürgen Kaschade persönlich
- Freitag ... Bloggschreiben ... aber 16 Uhr wartet der nächste Termin: Dolmetschen des hoffentlich letzten Gesprächs über die Verbesserung des Chemiefachbereichs
Und dann sind alle deutschen Profs wieder schön in dem Land, dessen Sprache sie sprechen können *jubel*.
Gerade eben wurde ich gebeten, am Samstag wieder zu dolmetschen ... aber da ich das letzte Wochenende im Volleinsatz war, musste ich leider (haha) absagen.
Denn ich freue mich auf mein Wochenende ... endlich ohne Wecker aufstehen. Den ganzen Tag rumbummeln und nichts tun .... *juhuuuuuuuuuuuuuu* .... Das wird fein.

Dienstag, 6. März 2007

In Mejía - am Strand

Sonntag, 03.03.07. 6 Uhr aufstehen fällt mir nicht schwer, da ich die Nacht richtig tief und fest geschlafen habe. Und dann geht’s auch schon los: zum Strand.
Der ist etwa 1,5 Stunden Busfahrt entfernt – einmal von 2.300 Meter Höhe auf Meerespiegelniveau. Macht auch nichts. Ehrlich gesagt bemerke ich die Höhe nur, wenn ich bergauf laufen muss … da japst man ganz schön.
Bei den Busunternehmen gibt es, genauso wie bei den Taxen, sichere und unsichere Fahrzeuge. Unsicher bedeutet: geplante Überfälle. Also nehmen wir spontan ein sicheres Busunternehmen, deren Busse auch einen stabilen Eindruck machen. Und kaum betrete ich den Bus und nehme Platz, werde ich auch schon von meinen Begleitungen über Busabstürze und Unfälle aufgeklärt. Na super! Da versteht man Bilder wie dieses

gleich viel besser. Auch als Atheist.

Apropos Bilder. Auf dem Weg zum Strand folgendes:

Übersetzung: Unsere Stadt ist sauber – So soll es bleiben!
Und dann hier noch Bilder vom Weg zum Strand und am Strand.



Also, soooo schlecht sieht das da gar nicht aus. Aber: Sonnenschutzfaktor 45 ist aufgrund des Ozonlochs angesagt und zwar überall, sonst verbrennt man sich, wie ich, die Fußrücken, trotzdem ich mich nie außerhalb des Schirmschattens befand. Sehr schön ist, dass man auf Bestellung das Essen auf kleinen Tischen oder umgedrehten Bierkästen zum Sonnenschirm gebracht bekommt. =) Frischen Fisch am Strand, ne Brise Wind um die Ohren, mit den Fingern essen und das Rauschen des Pazifik im Hintergrund … einfach himmlisch.
17:40 Uhr gings dann zurück, auch wenn es pünktlich um 18 Uhr hier schon dunkel wird (ja, immer) und man da ja eigentlich schon zu Hause sein sollte, als Weiße. Aber wir haben es auch so geschafft und leben immer noch.
Toll, wa? :D

Ich bin dahaaaaa … in Peru!!!

So, da bin ich. Endlich mit Internetanbindung, so dass ich euch alle an meiner Reise teilhaben lassen kann.
Die Flüge waren ganz in Ordnung. Der erste bis NewYork war große Klasse. Das Flugzeug fast leer, für jeden einen individuellen Monitor (Filme, Musik, die Flugzeugkameras nach vorne und hinten) und richtig guten Fisch zum Mittag (naja, 16 Uhr eben), so dass die 7 Stunden Flug ziemlich schnell vorbei gingen. Und das ganze sah so aus:

Der Flieger nach Lima war leider sehr voll und es gab drei schreiende Bälger … ähh … Kinder, von denen eins sofort zu schreien begann, wenn dem anderen nach etwa 40 Minuten Dauergeschrei die Puste ausging. Nagut, der Flug war ja schon nach 8 Stunden vorbei und schlafen kann ich, wenn ich tot bin.
Der letzte Flug nach Arequipa war ähnlich voll, dafür nur von kurzer Dauer, etwa 1,5 Stunden, und mit nur 20 Minuten Verspätung …. *räusper* … peruanischer Pünktlichkeit. Dabei tauchte ab und an aus den Wolken folgender Ausblick:

Und beim Landeanflug dann folgende Bilder:



Auf den ersten Blick ziemlich schrecklich und auf dem zweiten auch, aber ich war insgesamt etwa 36 Stunden unterwegs und da ist einem auch erstmal alles egal. Hauptsache ne Dusche.

Die Abholung klappte reibungslos und ich wurde aufs herzlichste Willkommen geheißen. Mit dem irgendwie kleinen Taxi, zu fuenft - einer quer über die anderen, gings in die Stadt zum neuen Domizil. Und sofort lernte ich neues: Vorfahrt und Bremsen sind auschließlich deutsche Erfindungen, beim Überholen und Überqueren einer Kreuzung wird gehupt, damit alle anderen (Taxifahrer) wissen, dass man sich nähert. Fußgänger haben nie, aber auch wirklich nie irgendeine Funktion im Straßenverkehr.
Die Unterkunft ist trotz der zuerst eher deprimierenden Ansicht der Stadt sehr schön. Sauber, ordentlich, dauerhaft bewacht durch Sicherheitspersonal und in einer mit Zäunen umgebenen Siedlung. Und das alles nur sechs Gehminuten von der Uni – meinem neuen Arbeitsplatz – entfernt. Jedoch, irgendwie gibt’s immer etwas weniger schönes, atmet man auf diesem Weg, der an einer Hauptstrasse entlang geht, kiloweise Blei und andere Schwermetalle ein, so dass man förmlich spürt, wie man schwerer wird. Sauerstoff = Mangelware.

Aber: nicht alles ist schlecht, schlimm und blöd.
Denn die Innenstadt von Arequipa versteckt Restaurants auf hohen Terassen und wunderschöne Gebäude, die man auf Terassen sitzend und Kaffee trinkend bestaunen kann.

Und das alles immer mit den Bergen im Hintergrund … (Was Berge betrifft wird es noch schönere Fotos geben. Bisher war es immer etwas dunstig und/oder nebelig)

Mein Eindruck: kann ich nicht wirklich eineindeutig beschreiben. Ich bin überwältigt von dieser Andersartigkeit, dem Neuen, den Menschen; ich bin berührt und erschrocken, wenn ich diese Armut sehe, die Slums, die bettelnden Kinder oder Alten, die Zustände überhaupt. Da verlieren Dinge, die uns sehr wichtig sind, plötzlich an Bedeutung. Was mir nicht gefällt, ist der Zustand der Angst, der mich umgibt. Immer auf der Hut, den Geldbeutel so gut es geht versteckt, den Rucksack festgehalten und immer hoffen, dass man ungehindert durch die Straßen kommt. Ich möchte dieses Land gerne für mich erobern und merke aber immer mehr, dass ich es nicht ungehindert erobern kann, wie ich das bisher von Europa gewöhnt war. Ich darf alleine bestimmte Stadtteile und Straßen nicht betreten, besonders nachts sollte man im Haus bleiben oder ausschließlich in peruanischer Begleitung unterwegs sein. Ich darf bestimmte Lebensmittel nicht essen, weil ich sonst krank werde. Ich muss doppelte soviel bezahlen, wie die Einheimischen. Ich muss ein Tourist sein - weil man mir ansieht, dass ich nicht hierher gehöre.
Aber nagut, wir haben Tag Nummer 4 und ich bin eigentlich erst angekommen. =)